Der Besuch im Bunkermuseum in Hanstholm, Dänemark, hat mich tief bewegt. Die Relikte des Zweiten Weltkriegs, die hier aufbewahrt werden, erinnern an eine Zeit, in der die Welt in Dunkelheit und Schrecken versank. Es ist kaum zu glauben, was in der Vergangenheit geschehen ist, und doch ist es von größter Bedeutung, sich dieser Geschichte zu erinnern – gerade heute, wo die Anzeichen alarmierend ähnlich scheinen. Darüber sprach ich auch neulich mit Wolfgang Böhm vom Altenburger Geschichtsverein.
Wir leben in einer Zeit, in der die Demokratie unter Druck steht. Vor knapp einem Jahrhundert zerbrach die Weimarer Republik an politischen Unruhen und Revolutionen. Der Frieden nach dem Ersten Weltkrieg war hart und demütigend, geprägt durch den Vertrag von Versailles, der Deutschland große Gebiete, alle Kolonien und die militärische Stärke nahm. Diese Maßnahmen führten zu tiefer Verbitterung und wirtschaftlicher Schwächung. Die junge Demokratie der Weimarer Republik, geplagt von Instabilität und politischen Extremisten, bot für viele Deutsche keinen Halt.
In dieser Atmosphäre der Unsicherheit sehnten sich viele nach einem „starken Mann“, der die verlorene Ehre und Macht Deutschlands wiederherstellen sollte. Diese Sehnsucht führte zum Aufstieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) unter Adolf Hitler, die 1928 noch eine kleine Randpartei war. Doch der Börsencrash von 1929, der Arbeitslosigkeit und Inflation brachte, bot den extremen Parteien, insbesondere den Nazis, die Gelegenheit, die Ängste und Wut der Bevölkerung auszunutzen.
Die NSDAP führte einen populistischen Wahlkampf, der auf der Diskriminierung von Minderheiten basierte und zugleich soziale Sicherheit und Wohlstand für die Mehrheit versprach. 1933, im Rahmen einer demokratischen Wahl, übernahmen die Nazis die Macht. Innerhalb weniger Monate setzten sie die Demokratie außer Kraft, verboten andere politische Parteien und begannen mit der brutalen Unterdrückung ihrer Gegner. Was folgte, war ein beispielloser Völkermord, der Millionen Menschen das Leben kostete.
Heute, in Deutschland, sehen wir mit Sorge den Aufstieg der AfD, einer Partei, die in ihrer Rhetorik und ihren Zielen beunruhigende Parallelen zu den Anfängen der NSDAP aufweist. Die AfD nutzt die Ängste und Unsicherheiten vieler Menschen aus, um ihre Positionen zu stärken. Auch sie bietet einfache Lösungen für komplexe Probleme an und setzt auf die Ausgrenzung von Minderheiten, um Zustimmung zu gewinnen.
Es ist wichtig, dass wir uns dieser historischen Parallelen bewusst sind. Die Geschichte zeigt uns, wohin der Weg führen kann, wenn extremistische Kräfte an die Macht kommen. Es ist eine Erinnerung daran, wie zerbrechlich die Demokratie sein und wie schnell sie zerstört werden kann, wenn wir nicht wachsam sind.
Wir stehen nicht 1933 gegenüber, aber wir sind auch nicht so weit entfernt, wie wir vielleicht glauben. Jeder von uns trägt die Verantwortung, diese Lehren der Geschichte ernst zu nehmen und für eine demokratische, inklusive Gesellschaft einzutreten. Bei den kommenden Wahlen liegt es an uns, eine klare Entscheidung für die Demokratie zu treffen und Parteien zu unterstützen, die unsere freiheitlichen Werte vertreten.
Die Vergangenheit darf uns nicht wieder einholen. Wir müssen wachsam sein, uns informieren und die Konsequenzen unserer Wahlentscheidungen erkennen. Demokratie ist kein Selbstläufer – sie muss geschützt und gepflegt werden. Und das beginnt bei jedem Einzelnen von uns, heute und bei jeder Wahl.
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