Ein Brief an Günther - weil´s nicht egal ist
- Susann Seifert
- 25. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Mai
Ein Brief von Susann Seifert an Günther
Lieber Günther,
ich schreibe dir heute nicht als Politikerin, nicht als Unternehmerin – sondern einfach als jemand, der hier lebt, genau wie du. Du weißt: Ich habe einen Blick für das, was schiefläuft. Und manchmal auch einen Vorschlag, wie es besser gehen könnte. Aber was ich jetzt erlebe, macht mir wirklich Sorgen – und ich glaube, dir geht es vielleicht ähnlich.
In Schmölln gab es einen mutmaßlichen Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft. Zwei junge Männer aus unserer Region stehen unter Verdacht. Und das ist kein Einzelfall: Bundesweit gibt es einen erschreckenden Anstieg rechter Gewalt. Laut Bundeskriminalamt wurden 2024 42.788 rechtsextreme Straftaten gemeldet – 1.297 davon waren Körperverletzungen.*
Das ist keine Statistik aus Berlin. Das ist unser Alltag. Unsere Orte. Unser Problem. Und unsere Verantwortung.
Ich frage mich oft: Wie konnte es so weit kommen? Und ich finde immer wieder die gleiche Antwort: Dort, wo Menschen sich nicht gesehen fühlen, entsteht Raum für Parolen. Für einfache Antworten. Für die, die spalten statt verbinden.
Wir erleben das besonders hier im ländlichen Raum. Wenn Jugendclubs schließen, Busverbindungen wegfallen, wenn Ehrenamtliche aufgeben, weil sie allein dastehen – dann entstehen Lücken. Und diese Lücken werden gefüllt. Nicht mit Lösungen. Sondern mit Schuldzuweisungen.
Aber wir können das ändern. Gemeinsam. Ohne Schuldzuweisungen, sondern mit dem Mut, hinzusehen und anzupacken. Ich habe fünf Vorschläge, die ich mit dir teilen möchte:
1. Unsere Jugend nicht verlieren Wenn Jugendliche immer nur hören, was sie nicht können, hören sie irgendwann gar nicht mehr zu. Was wir brauchen, sind Orte, wo sie sich ausprobieren, mitreden, gestalten können – im Verein, im Jugendclub, in echten Projekten.
2. Demokratie verständlich machen Demokratie beginnt nicht im Bundestag. Sondern im Alltag. Wenn der Verein, das Jugendamt und die Schule gemeinsam überlegen, wie man Jugendlichen hilft. Dafür braucht es keine neuen Gesetze – sondern mehr Miteinander.
3. Miteinander statt Nebeneinander Oft arbeitet jeder für sich: die Schulen, die Verwaltung, die freien Träger. Aber die Probleme, die wir haben, lassen sich nur gemeinsam lösen. Weniger Zuständigkeiten – mehr Zusammenarbeit.
4. Menschen stärken, die sich kümmern Die, die sich heute noch engagieren – ob im Kulturverein, bei der Tafel oder im Fußballclub – brauchen mehr als Applaus. Sie brauchen Rückendeckung, Entlastung und eine klare Botschaft: Ihr seid nicht allein.
5. Klartext reden, ohne zu spalten Ja, es gibt Herausforderungen. Aber wir lösen sie nicht, indem wir Menschen gegeneinander ausspielen. Sondern indem wir anfangen, wieder füreinander einzustehen.
Lieber Günther, ich weiß, du bist nicht leicht zu überzeugen. Und das ist auch gut so. Aber ich bin überzeugt: Altenburg, das Altenburger Land, kann ein Vorbild sein. Eine Region, in der nicht nur kritisiert, sondern gehandelt wird. In der wir uns wieder trauen, miteinander zu reden – statt übereinander. Und in der niemand Angst haben muss, weil er oder sie anders aussieht, denkt oder lebt.
Es geht nicht darum, alles umzukrempeln. Es geht darum, dass wir das, was uns wichtig ist – Zusammenhalt, Verantwortung, Verlässlichkeit – endlich wieder gemeinsam leben.
Was meinst du, Günther?
Ich habe dazu auch einen ausführlichen Beitrag geschrieben – mit konkreten Vorschlägen, wie wir als Landkreis ins Tun kommen können. Wenn dich das interessiert: Lies gern hier weiter.
Herzliche Grüße
Susann
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